11.11. - 18.2.2007
Neun Stationen
Aus heutiger Sicht wirken die 1950er Jahre wie ein Jahrzehnt des fortwährenden Wandels und Fortschritts. Dabei wird leicht übersehen, wie lange und nachhaltig Altes neben Neuem existierte. Die Konzentration auf die technischen, medizinischen und wirtschaftlichen Neuerungen half auch, die belastende Hypothek der NS-Zeit zu verdrängen. Dies gilt auch und in besonderer Weise für die bundesdeutsche Psychiatrie, an deren Beispiel sich die Stagnation ebenso wie die Umbruch- und Aufbruchsituation der 1950er Jahre in eindrücklicher, manchmal überraschender Weise nachzeichnen lässt.
Die Ausstellung "Neun Stationen" zeigte Momentaufnahmen aus der Bremer Nervenklinik im Jahr 1952. So entstand ein facettenreiches Zeitpanorama. Die Einführung des EEG, der Beginn der Suchttherapie alkoholkranker Menschen, innovative Verfahren in der Kinderpsychotherapie und die Markteinführung der Psychopharmaka gingen einher mit dem Festhalten an althergebrachten Pflegeroutinen und bestehenden Vorurteilen gegenüber Fremdem und Menschen mit psychischen Erkrankungen. Verstrickungen in nationalsozialistische Verbrechen wurden bagatellisiert. Vorherrschend war der Wunsch nach angepasster Normalität, in der es galt, bloß nicht aufzufallen.
Die Präsentation "Neun Stationen" verband medizin- und zeithistorische Themen mit künstlerischen Positionen und ludt dazu ein, sich auf ungewöhnliche und überraschende Weise mit Bekanntem und Unbekanntem auseinanderzusetzen.
In Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht und dem Künstler Alexander Steig.
Eine Ausstellungsbroschüre ist erschienen.
1.7. - 27.8.2006
Psychiatrie in Afrika
Fotografische Erkundungen von Leonore Mau, Dave Southwood und James Mollison
Die Ausstellung zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig, faszinierend aber auch befremdend der Umgang mit psychischen Erkrankungen in Afrika ist. Neben modernen medizinischen Praktiken sind traditionelle Formen der Krankenbehandlung in vielen Ländern bewahrt worden.  Unsere Vorstellung von Krankheit sieht sich mit religiösen Methoden konfrontiert, in denen sich Ausdrucksweisen und Wurzeln der afroamerikanischen Naturreliogionen widerspiegeln.
Leonore Mau (geb.1916) und der Schriftsteller Hubert Fichte (1935 –1986) unternahmen seit 1962 zahlreiche Reisen und hielten sich über mehrere Monate in Afrika und Lateinamerika auf. Unter anderem besuchten der Schriftsteller und die Fotografin mehrere psychiatrische Kliniken in Westafrika.
Hubert Fichte interviewte die Ärzte über den Umgang mit Krankheiten und Patienten, während Leonore Mau die Situation in den psychiatrischen Dörfern oder auf dem Zaubermarkt fotografisch festhielt. Es entstanden Bilder, die durch Kraft und Intimität, aber auch durch ihre Ästhetik bestechen, ohne jemals den Verdacht von Voyeurismus aufkommen zu lassen.
Die ausgestellten Fotografien sind vor allem in Benin, Togo und im Senegal entstanden. Sie gehören zu dem gemeinsam mit Hubert Fichte konzipierten Buch "Psyche", das 2005 im Verlag S. Fischer erschienen ist.
18.3. - 30.4.2006
Kunst auf Rezept
Ende der achtziger Jahre wurden die schwarzweißen Rezeptformulare für Kassenärzte durch rosafarbene ersetzt. Der Neurologe und Psychoanalytiker Hartmut Kraft hat Maler und Graphiker aus den verschiedensten Ländern daraufhin gebeten, die alten Vordrucke zu bearbeiten, neu zu gestalten: 162 Künstler haben sich von seinem Vorschlag zu eigenen Werken inspirieren lassen, so zum Beispiel: Valerio Adami, Horst Antes, Anna & Bernhard Blume, Louise Bourgeois, Christo und Jeanne Claude, Felix Droese, Eva und Adele, Paul Flora, Rupprecht Geiger, Jochen Gerz, Peter Gilles, Antony Gormley, Per Kirkeby, Konrad Klapheck, Werner Knaupp, Dieter Krieg, Karin Kuballa, Heinz Mach, Hermann Nitsch, Mimmo Paladino, Otto Piene, Gerhard Richter, Adrian Schoormanns, Bernhard Schultze, Volkmar Schultz-Rumpold, Fritz Schwegler, Rolf Winnewisser und viele andere. Entstanden sind nicht nur Zeichnungen und Gemälde, sondern auch Scherenschnitte und Collagen, Computergraphiken, Objekte und Skulpturen.
Ausstellungskatalog:
Hartmut Kraft, "Kunst auf Rezept", Salon Verlag 2001 (14,90 € zzgl. Porto und Versand - Bestellung: 0421/408 1757)
29.8. - 19.11.2004
Doktor Medizinmann - Rituale der Gesundheit
Das biomedizinische Wissen der modernen Schulmedizin erweitert sich ständig durch neue medizintechnische und pharmazeutische Entwicklungen und ist aus dem diagnostischen und therapeutischen Umgang mit Krankheiten nicht mehr wegzudenken. Doch ist die Schulmedizin allein in der Lage, den veränderten, ständig wachsenden Bedürfnissen des kranken Menschen ausreichend gerecht zu werden?
Die Präsentation "Doktor Medizinmann" stellte mit einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Exponate Rituale der Gesundheit aus der Ethno-, Volks- und Biomedizin vor: Amulette, Wachsvotive, Masken, Operationsbestecke, geweihtes Heilwasser, Rotbäckchen-Saft, Schamanentrommeln... . Mehrere Künstlerische Positionen bereicherten die Ausstellung.
Ausstellungsbroschüre: 
Achim Tischer (Hrg.) "Doktor Medizinmann", 2004 (3,90 € zzgl. Porto und Versand - Bestellung: 0421/408 1757
14.5. - 12.10.2003
Der Medizinschrank
Im Zentrum dieser Ausstellung stehen alte medizinische Geräte und Instrumente aus der Sammlung des Krankenhaus-Museums. Als stumme Zeugen berichten sie von nicht mehr gebräuchlichen Behandlungsformen, von der Weiterentwicklung der Technik in der Medizin, aber auch von den behandelnden Ärzten. Jedes der gezeigten medizinischen Instrumente hat seine ganz eigene Ästhetik und Aura und ruft Erinnerungen wach: an schmerzhafte Stunden, an Momente des Wohlbefindens und der Zuversicht. Welche Empfindungen und Gefühle verbinden mit einem alten Reflexhammer, einer Therapiecouch, einer Wärmflasche, einer Glasspritze oder einer Narkosemaske? Auch die ärztlichen Behandler und Behandlerinnen kamen  zu Wort. Die Besucher konnten in der  Ausstellung Hörinseln ansteuern und den Arztgeschichten lauschen. 
7.6. - 4.8.2002
Erfinder, Künstler, Outsider
Eine Ausstellung zum Leben und Werk
von Hans Janke, Karoline Ebbesen und dem "Keramiker"

"Ich mache das, um mich daran zu erfreuen".
Dieses Leitmotiv der dänischen Künstlerin Karoline Ebbesen (1852-1936) charakterisiert das umfangreiche kreative Schaffen einer außergewöhnlichen Frau. Ihre Bilder und textilen Collagen leben von einer mächtigen Symbolsprache und bilden zugleich eindrucksvolle Fragmente der Geschichte einer Seele ab. "Der Keramiker "(1878-1955) zählt mit seinen skurrilen selbstgebauten Maschinen und Gebrauchsgegenständen zu den Klassikern des l’art brut.
Hans Janke (1909-1988), über Jahrzehnte in der Nervenklinik Hubertusburg/Sachsen untergebracht, verstand sich als Künstler, Erfinder und Konstrukteur. Seine Vorstellungen von der Entstehung der Erde, vom "elektrischen Menschen" und der Erforschung des Weltraums hat Janke in phantastischer Weise seriell in hunderten von Konstruktionszeichnungen futuristischer Flugmaschinen und Trajekte bearbeitet.
In Kooperation mit dem St. Hans Hospital Roskilde/Dänemark und dem Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg, Wermsdorf/Sachsen