Alzheimer und Kunst.
Wie aus Wolken Spiegeleier werden.
Carolus Horn gilt als einer der bedeutendsten deutschen Werbegrafiker und Werbetexter. Aus seiner Feder stammen Reklamen wie „Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an.", „Alle reden vom Wetter. Wir nicht." oder noch „Pack den Tiger in den Tank." Im Alter von 60 Jahren erkrankte Carolus Horn an Alzheimer. Er setzte trotz der Erkrankung sein künstlerisches Schaffen fort.
Rund 1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der Alzheimer Krankheit. Das Krankheitsbild Alzheimer zeichnet sich durch eine langsam fortschreitende Erkrankungen des Nervensystems aus. Dabei spielt der Verlust von Nervenzellen eine tragende Rolle. Orientierungssinn, Sprachfähigkeit und Gedächtnis lassen nach bis zum vollständigen Verlust des Erinnerungsvermögens. Die Fähigkeit zu gestalten und der Wille sich mitzuteilen aber bleiben erhalten. Die Bilder von Carolus Horn zeigen das in sehr anschaulicher Weise – sie sind zudem eine Verbilderung der fortschreitenden Krankheit.
Carolus Horn, der im Jahr 1992 an seinem Leiden starb, malte und zeichnete bis kurz vor seinem Tode weiter. Er hat ein einzigartiges künstlerisches Gesamtwerk hinterlassen, das weltweit einmalig ist. Seine Bilder geben Aufschluss darüber, wie sich mit der Zeit die künstlerische Wahrnehmung und Ausdruckskraft verändert. Sie zeigen aber auch, wie durch die Erkrankung neue Wege der Gestaltung und Schaffenskraft entstehen.
Eines seiner Lieblingsmotive war die Rialto-Brücke in Venedig. Immer wieder malte Carolus Horn das Bauwerk während vieler Reisen, die er mit seiner Frau in die italienische Stadt unternahm. Noch bevor sich seine Erkrankung klinisch manifestierte, zeigten sich erste perspektivische Veränderungen und eine indifferenzierte Personendarstellung in seinen Bildern. Im Laufe der Zeit – innerhalb von sieben Jahren – ist am Motiv der Rialto-Brücke wie auch in anderen Werken Carolus Horns deutlich zu erkennen, wie sich die Farbspektren verschieben oder die Formen sich derart reduzieren, dass schließlich aus Wolken weiße runde Flächen – eben wie Spiegeleier – werden.
Die Ausstellung wird ergänzt durch den preisgekrönten Kurzfilm „Zwischen Licht und Schatten" von Fabian Giessler, der im Film-Institut an der Bauhaus-Universität Weimar entstanden ist.
Eine
Reihe von hochkarätigen Veranstaltungen und Führungen werden die neue Ausstellung
komplettieren und das Thema Alzheimer und Demenz beleuchten.
Auch
die Lange Nacht der Museen am 28. Mai steht in diesem Jahr unter dem Motto
Erinnerung und Gedächtnis. Halbstündige Führungen durch die Ausstellung stehen
von 18 bis 1 Uhr auf dem Programm.
Catrin Frerichs
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